Von einem Siebdruckgewebe erwarten wir einen guten Schablonenträger, der das aufgebrachte Druckbild auch bei hohen Auflagen störungsfrei wiedergibt. Das Siebdruckgewebe soll eine optimale Farbauslösung gewährleisten, d.h. die gedruckten Farbschichtdicken sollen, der Gewebefeinheit entsprechend, innerhalb einer Druckauflage konstant sein.
Bei feinen Linien und im Rasterdruck ist eine kontinuierliche Präzision unerlässlich, um ein störungsfreies Druckbild zu erhalten.
Hohe mechanische Festigkeiten sind notwendig, um auch über hohe Druckauflagen ein konstantes Druckbild und Passgenauigkeit im Mehrfarbendruck zu gewähren.
Hohe chemische Beständigkeit sind gefordert, um das Siebdruckgewebe gegen die unterschiedlichsten Farbsysteme resistent zu halten, oder wenn ein Mehrfaches Be- und Entschichten gewünscht wird.
Das Fundament der Gewebegeometrie sind die Fadenzahl und die Fadendicke. Die Fadenzahl wird im europäischen Raum in Fäden pro cm und der Fadendurchmesser nominal des unverwobenen Fadens in µm (Mikrometer, dies entspricht einem millionstel Meter) angegeben.
Aus diesen Grundelementen ergeben sich alle anderen Siebdruck-relevanten Werte wie Siebdicke, Maschenweite und Sieböffnungsgrad.
Die Maschenweite beschränkt die druckbare Pigmentgröße, diese sollte im Durchmesser höchstens ein Drittel, besser nur ein Fünftel der Maschenöffnung betragen.
Die Kombination von Fadendurchmesser und Maschenweite beschränkt die Feinheit des kleinsten druckbaren Punktes. Dieser sollte einen minimalen Durchmesser von zwei Fadendicken und einer Maschenweite nicht unterschreiten.
Schwieriger wird es, wenn die feinste druckbare Linie festgelegt werden muss, da diese auch vom Verhältnis zwischen Garndurchmesser und Maschenweite abhängt. Solange der Garndurchmesser die Maschenweite unterschreitet, sollten mindestens zwei Fäden und zwei Maschenöffnungen für die feinste druckbare Linie eingerechnet werden. Ist der Fadendurchmesser größer als die Maschenöffnung, ist das Gewebe nicht für den Druck von feinsten Linien geeignet. Die Konstanz der Linienstärke hängt auch stark von der Qualität der Schablone ab.
… errechnet sich aus dem Sieböffnungsgrad und der Gewebedicke. Mit dem theoretischen Farbvolumen lässt sich der ungefähre Farbverbrauch (+/-10%) errechnen. Das theoretische Farbvolumen ist auch hilfreich als Vergleichsgröße zwischen den unterschiedlichen Gewebetypen bezüglich Farbschichtdicken. Das theoretische Farbvolumen in cm³/m² entspricht ungefähr dem Nass-Farbauftrag in µm.
Alle diese Gewebeparameter lassen sich aus den Technischen Listen der Gewebehersteller ablesen, müssen also, mit Ausnahme des Farbverbrauches nicht errechnet werden.
Die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus der prioritären Anforderung des Druckauftrages. So ist es beispielsweise ratsam, bei feinsten Strichsachen das Gewebe mit den dünnsten Fäden zu wählen, um bei Parallelität von Faden und zu druckender Linie möglichst ein Blockieren oder einen Verlust in der Strichstärke im Druck zu vermeiden.
Im Rasterdruck ist eher das Gewebe mit der mittleren Fadenstärke zu favorisieren, da dieses ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Garnanteil und offener Fläche aufweist. Der Fadenanteil ermöglicht so eine optimale Verankerung der Punkte in den Dreivierteltönen, ohne die Farbauslösung in den Spitzlichtern wesentlich negativ zu beeinflussen.
Gewebe mit dicken Fäden und einer geringen offenen Fläche garantieren hohe Spannwerte und eine hohe Strapazierbarkeit. Auch lässt sich so der Farbverbrauch deutlich reduzieren.
Weißes - d.h. ungefärbtes - Gewebe hat den Nachteil, dass UVA-Licht, in dem auch die Lichtempfindlichkeit der Siebdruckemulsionen liegt, von der Fadenoberfläche reflektiert wird, was zu Unterstrahlungen des Filmpositives in der Kopie führt. Diese Unterstrahlung verursacht Qualitätsverluste in der Randschärfe der Druckflanken. Deswegen kann weißes Gewebe nicht empfohlen werden, wenn scharfe Ränder oder feine Details gefordert sind.
Gelb gefärbtes Gewebe absorbiert die UVA-Strahlung. Das gelb reflektierende Licht härtet die Emulsion nicht, deshalb entstehen auch kaum Unterstrahlungen, was scharfe und saubere Druckflanken ergibt. Der einzige aufzuführende Nachteil von gefärbtem Gewebe ist die beinahe Verdoppelung der Belichtungszeit.
Nachfolgend ein Beispiel der Gewebe-Bezeichnungen, wie sie in den Technischen Listen der Sefar gebräuchlich sind.
Die Gewebe-Dehnung hat einen erheblichen Einfluss auf die Dimensionsstabilität im Druck und auf die Farbauslösung. Aus diesem Grunde werden immer öfter dehnungsarme Gewebe nachgefragt. Gewebe mit hoher Dehnung haben dafür die Eigenschaft, sich besser an Form und Oberflächenbeschaffenheit von Bedruckstoffen anpassen zu können. Das Sefar Sortiment führt Gewebetypen mit unterschiedlichem Dehnverhalten.